From: To: Subject: Budgetreduktion an der Universität Salzburg Date: Fri, 14 May 2010 08:58:12 +0200 Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter! Liebe Studierende! Sehr geehrte Angehörige unserer Universität! Anders als Regierungen in anderen Ländern Europas setzt die österreichische Bundesregierung – entgegen allen ihren Ankündigungen und Äußerungen – angesichts der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise auf Reduktion von Bildung, Wissenschaft und Universitäten. Am vergangenen Montag war das Rektorat unserer Universität im Ministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien zu einem so genannten “Gestaltungsgespräch” , d.h. zu einem Begleitgespräch, bei dem halbjährlich die Umsetzung der geltenden Leistungsvereinbarung zwischen PLUS und Ministerium besprochen wird. Bei dieser Gelegenheit wurde uns durch den für uns zuständigen Sektionschef, Generalsekretär Mag. Friedrich Faulhammer, offiziell bekannt gegeben: Wegen der hohen Staatsverschuldung wird es für keine Universität in Österreich ab 2013 eine Budgeterhöhung, ja nicht einmal eine Budgetanpassung geben. Dies soll wenigstens bis 2015 gelten. Es kann sogar nicht ausgeschlossen werden, dass das Budget noch zusätzlich sinkt. Im besten Fall also eine Budgetstagnation mindestens während der kommenden 5 Jahre. Obwohl an der abgeschlossenen Leistungsvereinbarung (bis 2012) festgehalten werden soll, ist auch unsere Universität zu zwei Maßnahmen aufgefordert: Erstens Rücklagen zu bilden bzw. Einsparungen vorzunehmen, damit ab 2013 darauf zurückgegriffen werden kann; zweitens dem Ministerium bis 15. November mitzuteilen, aus welchen Positionen der bestehenden Leistungsvereinbarung die Universität zurücktreten wolle, um die künftigen Budgets nicht zu belasten. Es war keine Überraschung mehr, dass uns schließlich mitgeteilt wurde: Seitens des Bundes ist in den nächsten Jahren mit keinerlei Finanzierung von Bauvorhaben mehr zu rechnen. Im Herbst soll vielmehr offiziell verlautbart werden, welche bereits beschlossenen Bauvorhaben an allen österreichischen Universitäten wenigstens verschoben, wenn nicht sogar ganz abgesagt sind. Ich brauche wohl nicht ausführlich darzulegen, was diese Mitteilung bedeutet: Faktisch haben wir damit nicht die Ankündigung eines gleichbleibenden, sondern eines stark sinkenden Budgets. Aufgrund der jährlich massiv steigenden Kosten im Personal-, Gebäude-, Investitions- und Sachmittelbereichs impliziert ein stagnierendes, nicht einmal um diese Steigerungen angepasstes Budget einen realen Verlust bzw. einen Einbruch um wenigstens 3-4 % pro Jahr. Die kumulierten Verluste in drei Jahren werden demnach mindestens ca. 20 % des Budgets von 2012, d.h. deutlich über 20 Mio. € betragen. Tritt zusätzlich zu all dem eine höhere Inflation ein, was angesichts der wirtschaftlichen Lage in ganz Europa wohl niemand mehr auszuschließen kann, so stehen noch wesentlich höhere Einbrüche ins Haus. Es ist hier und heute noch zu früh zu sagen, wie unsere Universität Salzburg auf diese Ankündigung reagieren muss. Mit Sicherheit wird bei der nächsten Sitzung unseres Universitätsrates am 14. Juni darüber zu sprechen und zu beschließen sein. Ab sofort steht jedoch fest: Sämtliche Entscheidungen, die in größerem Ausmaß budgetrelevant sind, ganz besonders Entscheidungen im Zusammenhang mit Personal (Neuausschreibungen, “Nachbesetzungen”, Schaffungen zusätzlicher Stellen), müssen auf ihre unbedingte Notwendigkeit hin überprüft und leider restriktiv behandelt werden. Vor allem auch für alles, was in den Entwicklungsplänen – dem gesamtuniversitären, jenen der Fachbereiche und anderer Organisationseinheiten – steht, gilt verstärkt der Vorbehalt der finanziellen Bedeckbarkeit. Aus keiner darin stehenden Planungen resultiert ein Anspruch auf unbedingte Realisierung. Darüber hinaus ist seitens des Rektorats noch vor dem Sommer festzulegen, welche Einsparungen zusätzlich vorgenommen werden müssen. Bundesministerin Univ.-Prof. Dr. Beatrix Karl hat kürzlich über die Medien verkündet, dass sie die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen Österreichs unter die “Top 3” aller europäischen Hochschuleinrichtungen bringen wolle. Wie dies vor dem geschilderten Hintergrund geschehen soll, ist nicht nur fraglich, sondern gegen besseres Wissen. Da in anderen Ländern Europas für die Universitäten keine Spar-, sondern gerade jetzt eine offensive Investitionspolitik betrieben wird, ist vielmehr damit zu rechnen, dass die österreichischen Universitäten im internationalen Vergleich zurückfallen werden. Dem zum Trotz muss für unsere Universität gelten: Auch wenn die Situation angesichts der genannten Perspektiven mehr als schwierig wird, dürfen Einsparung und Reduktion nicht das dominierende oder gar alleinige Ziel ihres Handelns sein. Wie bisher wird vielmehr alles darauf ankommen, dass unsere Universität nach vorne gerichtet bleibt, auf ihre Zukunft offensiv zugeht und jede sich ihr bietende Möglichkeit ergreift, um gut und konkurrenzfähig unterwegs zu bleiben. Ich kann Sie alle, die Sie diese unsere Mitteilung jetzt zur Kenntnis nehmen müssen, nur bitten, uns im Rektorat auf dem Weg in diese Richtung zu unterstützen. Beste Grüße Ihr ******************************************** Rektor Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger Kapitelgasse 4 A-5020 Salzburg