Blickunfreundlich war gestern

Posted on 11.11.2004 gesellschaftspolitik

http://www.diestandard.at schreibt:

Im Online-Rollenspiel “World of Warcraft” strippt Hersteller Blizzard weibliche Charaktere runter

In zwei Wochen soll das Online-Rollenspiel “World of Warcraft” des Herstellers Blizzard Entertainment in Nordamerika die Kasse klingeln lassen. In der Softwareschmiede wird noch gebastelt, geaendert, gepatcht. Und im Zuge dieser Neuerungen wird auf die gemutmaßten Beduerfnisse kuenftiger Nutzer - weniger der -innen - Ruecksicht genommen:

Statt einer blickunfeundlichen Ruestung, in der die Streiter/innen gegen das Boese, die Paladine, stecken, wenn sie das Uebel eines Rollenspiel-Kosmos effektiv aufmischen wollen, kann der Spieler/die Spielerin einen Hauch von Nichts waehlen - wenn er/sie einen weiblichen Paladin als Spielfigur angelegt hat. Fürs maennliche Geschlecht funktioniert das ueberraschender Weise nicht.
Die muessen sich nach wie vor in fetter Montur in die Schlachten stuerzen, und erreichen oft dennoch nicht einmal annaehernd den Verteidigungswert der leicht beschuerzten weiblichen Pendants. Als ob der so generierte Sexappeal ein natuerlicher Ruestungsfaktor waere. Wer wuerde schon ein halbnacktes Pueppi hauen?

Gegen dieses Image verwehren sich Gamerinnen schon lange. Ja, die gibt es tatsaechlich. Gar nicht mal wenige. Mit den oft herausragenden Eigenschaften der weiblichen Charaktere hat frau sich irgendwie arrangiert; gegen die oft aufgesexten und deplazierten Anziehsachen regt sich der Widerstand heftiger. Der Blizzard auch nicht entgangen sein kann, wurde er doch in diversen Foren zum Spiel artikuliert.

Und wie reagieren die Macher/innen? Sie legen noch einen Zahn zu, was nur als Gimmick aufgefasst werden kann, das an eine Teilmenge potenzieller maennlicher User adressiert ist, die auch schon Lineage II zum Kassenschlager gemacht hat, ein weiteres “massives Mehrspieler Online-Rollenspiel” (MMORPG) mit aehnlich anziehend-ausziehendem Artwork. Ein anderer Teil der kuenftigen Nutzer/innen wird sich mit einem Auftakeln des Spiels durch sexistisches Runtergestrippe nicht anfreunden koennen. (bto)