Offener Brief an Dekan*innenteam Informatik: Burschenschafter an der TU Wien

Posted on 13.04.2016 gesellschaftspolitik, unipolitik

Sehr geehrter Herr Dekan Werthner,

sehr geehrtes Dekan*innenteam,

da Sie sich schon in der Vergangenheit solidarisch gegenüber Geflüchteten gezeigt haben und in Ihrem Artikel “Willkommen auf der richtigen Seite” zeigen, dass Sie den Rechtsruck der Gesellschaft nicht mitmachen wollen, wenden wir uns mit einem wichtigen Anliegen an Sie.

Im vergangenen Semester hat der wöchentliche Burschenschafterbummel angefangen, unter anderem auch an die TU zu kommen. Dies ist in dem massiven Widerstand begründet, der Burschenschaftern an der Uni Wien jeden Mittwoch entgegen gebracht wird.

Die Antifaschist*innen, die an diesem Widerstand beteiligt sind, wissen: Deutschnationale, rechtsextreme Organisationen wie Burschenschaften haben nichts an Universitäten zu suchen.

Beim ersten Burschibummel an der TU im November 2015 gab es (wie zu erwarten) Widerstand durch antifaschistische Studierende. Diese wurden daraufhin von den Burschenschaftern mit Stahlsesseln am Vorplatz des TU Hauptgebäudes, neben dem Resseldenkmal, angegriffen.

Am 16. März 2016 fand erneut ein Bummel an der TU statt. Dabei begaben sich die Burschenschafter dreist in einen Innenhof des Hauptgebäudes und belagerten die Fachschaft Architektur, die für ihre antifaschistische Arbeit bekannt ist. Auch hier waren wieder Studierende und Studierendenvertreterinnen vor Ort um mit einem Transparent “NO TU FOR YOU - Gegen Rechtsextremismus immer und überall” klar zu machen, dass die Burschenschafter an unserer Universität nicht willkommen sind. Unter den anwesenden Antifaschistinnen waren auch Personen aus der Fachschaft Informatik.

Die Reaktion der Burschenschafter auf diesen Widerstand waren derbe Beschimpfungen an die Antifaschistinnen, und sexistische, abwertende Kommentare spezifisch in Richtung der anwesenden Frauen. Die anwesenden Antifaschistinnen wurden in der Folge in Facebookposts der Corps Hansea zu Wien als “Ratten” (siehe Screenshots ganz unten) bezeichnet und haben in einer Nachbesprechung festgestellt, sich an der TU nicht mehr wohl und sicher fühlen zu können.

Als Teil einer Fakultät, die Geflüchteten im Zuge des Projektes Welcome.TU.code Computerkurse anbietet und als Teil einer TU, die im Sommersemester 2016 laut Statistik mehr als 3200 Studierende aus Drittstaaten und mehr als 3800 Studierende aus EU Staaten [Quelle: TISS] (exklusive Österreich) ausbildet, ist die Fachschaft Informatik der Meinung, dass wir auch ein Zeichen gegen diese rechtsextremen, rassistischen, sexistischen und gewalttätigen Studentenverbindungen setzen müssen.

Wir wollen Sie hiermit dazu auffordern, in einem öffentlichen Statement ein klares Zeichen gegen Burschenschaften zu setzen und sich solidarisch gegenüber den antifaschistischen Studierenden zu zeigen, die jeden Mittwoch auf verschiedenen Universitäten (darunter auch auf der TU) zeigen, dass Rechtsextremismus nichts an Universitäten verloren hat.

Mit freundlichen Grüßen,

die Fachschaft Informatik