Frauen in der Technik

Posted on 05.03.2007 gesellschaftspolitik

Die technischen und IngenieurInnenwissenschaften sind die Bereiche der Wissenschaft, in dem die de facto Nichtgleichstellung von Frauen und Männern am Stärksten zu Tage tritt und sind wohl der Bereich, der am deutlichsten macht, wie Geschlechtertrennend die Erziehung und unsere gesamte Gesellschaft ist und wie stark veraltete Rollenbilder immer noch das Verhalten von SchülerInnen bezüglich der späteren Berufs- und Studienwahl beeinflussen.

Wie es um den Frauenanteil an der TU-Wien bestellt ist?
Die bitteren aber wahren Fakten, entnommen aus dem statistischen Taschenbuch 2006:

  • Der Anteil der Professorinnen an der TU liegt bei 6,1% - in absoluten Zahlen sind das 9 Professorinnen und 138,8 Professoren
  • Bei AssistentInnen und sonstigem wissenschaftlichen und künstlerischen Personal liegt der Anteil der Frauen bei 19,4%
  • von insgesamt 16.536 Studierenden an der TU-Wien im Wintersemester 2005 sind 3.865 Frauen, also ca. 23%

Aktionen auf der TU

In den letzten Jahren hat es an der TU-Wien verschiedene Aktionen am 8. März gegeben. So wurden Hörsäle nach berühmten Technikerinnen benannt, um die Leistungen dieser mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. Bis heute ist Margarete Schütte-Lihotzky die einzige, nach der offiziell ein Hörsaal benannt ist, die aktionistischen Benennungen sind leider (noch?) nicht in die Realität umgesetzt worden. Weitere Aktionen, die gesetzt wurden, war eine Verschönerung der Büsten vor dem Hauptgebäude, die durch Pappbüsten verschiedener Wissenschaftlerinnen ersetzt wurden bzw. es wurden an verschiedenen Orten an der TU Biographien aufgehängt.
In Erinnerung an die ersten großen Frauendemonstrationen - Die Fabriksarbeiterinnen in Lawrenz(USA) gingen mit der Forderung “bread and roses” auf ihren Transparenten auf die Straßen, um für gerechtere Arbeitsbedingungen und die immer noch erschreckend großen Unterschiede im Lohnniveau von Männern und Frauen, aufmerksam zu machen - verteilte das Frauenreferat der TU-Wien Tulpen.
Genaueres zu diesen und anderen Aktionen ist in der ÖH Broschüre “8. März 2006: Eine Dokumentation” zu finden.
Auch heuer wird es wieder Aktionen geben.
http://www.oeh.ac.at/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Broschuere-maerz.pdf

Professorinnen

Warum immer noch so wenige Professorinnen an unserer Universität lehren? Bei einem Gespräch mit dem Rektor anlässlich des Weltfrauentages 2006 wurde uns gegenüber beteuert, dass ja eh alles gemacht werde. Es gibt den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen und natürlich, wie es die satzung der TU bestimmt, werden bei einer Berufung, wenn unter den drei qualifiziertesten BewerberInnen eine Frau ist, mit dieser als erstes Gehaltsverhandlungen aufgenommen. Aber das Problem liegt wo anders. Die Frage ist wie und wo eine Stelle ausgeschrieben wird. Und ob ein Bewustsein für die Problematik vorhanden ist. Es ist immer leicht zu sagen, wie sollen wir denn eine Frau beauftragen, wenn sich keine qualifizierten Wissenschaftlerinnen bewerben.
Aber dann ist die Frage warum!
Es gibt genug qualifizierte Frauen, hochkarätige Wissenschaftlerinnen. Und wenn eine Stelle zu besetzten ist, ist es sehr üblich, dass Personen direkt angesprochen werden, ob sie sich denn nicht für diesen Posten bewerben wollen. Also wo liegt das Problem?
Es gibt genug Stellen, die sich des Problems, welches ein strukturelles ist, bewußt sind und Projekte betreiben die zur Behebung des Missstandes beitragen. Beitragen würden, wenn die einzenen Universitäten ernsthaftes Interesse zeigen würden. Wenn von staatlicher Seite eindeutige Zeichen gesetzt werden würden.
Es gibt verschiedene Datenbanken von Wissenschaftlerinnen im Internet, die nicht nur Suchmöglichkeiten für eingetragene Expertinnen und Forscherinnen bieten, sondern auch Mentoringprogramme. Bedeutend ist femconsult, bei der rund 7000 Wissenschaftlerinnen eingetragen sind. Auch in der Schweiz gibt es mit femdat.ch eine eigene Plattform. Das österreichische Pendant ist nicht nur schwer zu finden - es bietet nicht einmal eine Suche im Web sondern nur Anfragen per E-Mail sind möglich. Da hat Österreich wohl noch einiges aufzuholen! Es gilt sich dafür einzusetzen, dass diese Datenbanken, die es International gibt,für zukünftige Berufungen genutzt werden. Auch für den Bereich der Nachwuchswissenschaftlerinnen haben etliche Universitäten eigene Datenbanken und Präsentationsflächen im Internet. Bei uns scheint diese Entwicklung noch nicht mal in den Kinderschuhen zu stecken. Tja, dass es bei uns den rechtlich verankerten Arbeitskreis für Gleichberechtigungsfragen gibt, ist zwar eine gute Sache, aber seine reine Existenz reicht nicht aus! Im Bewußtsein der Leitungen der österreichischen Universitäten und ihrer Angehörigen muss sich etwas ändern!
Deshalb die forderung im Hinblick auf die anstehenden Rektoratswahlen: Eine Frau auf den auf den RektorInnen posten, Feministinnen ins Rektorat!
Im Zuge der Neubesetzung des Rektorats werden sämtliche Führungspositionen neu besetzt. Dies ist eine Chance für die TU Zeichen zu setzen, und die Weichen in Richtung einer zukünftig fortschrittlicheren aktiven Gleichstellungs- und Frauenpolitik zu stellen.
http://info.tuwien.ac.at/akgleich/

text in zusammenarbeit mit der tu*basis und dem Frauenreferat im märzhtuinfo 2007 erschienen