Stellungnahme zu Arbeitsgruppen des Senats

Posted on 15.06.2010 stellungnahmen, unipolitik

Im letzten Jahr hat der Senat, das oberste wenigstens pseudo-demokratische Gremium (ProfessorInnen repräsentieren 3,6% der Universitätsangestellten und stellen 50% der Mitglieder), Arbeitsgruppen eingesetzt, um einen für alle Studienrichtungen verbindlichen “Rahmenstudienplan” auszuarbeiten, in dessen Kern so genannte “Module” (für die eine separate Arbeitsgruppe eingerichtet wurde) sein sollen - das erklärte Wunschkind von Vizerektor Prechtl. Nachdem sich diese Arbeitsgruppen aufgrund interner Querelen selbst aufgelöst haben, wurden die Studienkommissionen gebeten, Feedback zum Prozess zu geben. Ich habe dieser Aufforderung folge geleistet und dem Senat folgendes Feedback gegeben:

Ich halte die Vorgehensweise des Senats bzw. des Rektorats insgesamt für kritikwürdig. Durch die detaillierte Strukturierung im Musterstudienplan und die rigorose und viel zu straffe Zeiteinteilung wurde auf unzulässige Weise in die Arbeit der Studienkommissionen eingegriffen. Die Reflexion über einen Studienplan erfordert zum einen eine Freiheit von aufgezwungenen Strukturen und zum anderen genügend Zeit, beides wurde durch den Rahmenstudienplan und den darüber ausgeübten Druck verunmöglicht. Was bei solch schlechten Prozessen herauskommen kann, lässt sich anhand der zahlreichen missglückten Umstellungen auf das Bachelor/Master-System anschaulich verdeutlichen.

Die Motivation des Musterstudienplans scheint primär die Einführung von Modulen gewesen zu sein, schon lange bevor überhaupt klar war, was konkret Module überhaupt sein sollen. Dabei wäre es für die Qualität der Studien langfristig sinnvoller, wenn zuerst über das Ziel und dann über die Methode nachgedacht wird und nicht die Methode jedes Ziel rechtfertigt.

Ich halte die modulare Struktur wie sie derzeit im Raum steht nicht für sinnvoll. Einem hohem Aufwand bei der Erstellung steht ein relativ geringer Nutzen gegenüber. Es ist anzunehmen, dass die Modulstruktur die Studierenden nur noch weiter in vorgefertigte Stundenpläne zwingt und die individuelle Ausgestaltung des eigenen Studiums weiter eingeschränkt wird. Diese Entwicklung (etwa die Einführung der “Grundstudiumsregelung”) hat in der Informatik die Motivation der Studierenden und damit die Qualifikation der AbsolventInnen nicht gerade gefördert.

Die unzureichende Qualitätssicherung in der Lehre, eine chronische Schwäche der Technischen Universität Wien, wird hingegen im Musterstudienplan nur unzureichend aufgegriffen. Beispielsweise werden Lehrveranstaltungsbewertungen als zentrales Element der Qualitätssicherung erkannt, es werden aber noch immer keine konkreten Handlungsaufträge dafür festgelegt. So bleibt eine Evaluierung der Lehre erneut dem einzelnen Lehrenden überlassen. Die mangelnde Reflexionsfähigkeit vieler Lehrenden ist aber ein großes Problem an dieser Universität.

Durch Festlegen von vernünftigen Vorgaben und Zeitplänen können die Studienkommissionen gute Arbeit verrichten. Nur so können durchdachte und qualitativ hochwertige Studienpläne entstehen. Gleichzeitig sollten dabei endlich umfangreiche und transparente Methoden zur Evaluierung der Qualität sowohl der Lehre als auch der AbsolventInnen in festgelegt werden.